Face-Lift für die Füsse und Cinderella trägt Designerschuhe

Die Rezeptur des Grauens

Cinderella-Füsse wie im Märchen - Ein Albtraum

Aus den Grimmschen Märchen kennen wir bereits die Geschichte von der bösen Stiefmutter, die, ohne zu zögern, der falschen Braut die Ferse abschnitt und sie in Aschenputtels Schuh zwängte.

In Kalifornien erreicht nun die bekannte Redensart – wer schön sein will, muss leiden – einen völlig neuen Grad an Perversion. Obwohl wir bereits ahnen, dass die Schmerzgrenze der Reichen und Schönen in den USA höher liegt als in Europa, macht uns ein neuer Schönheitstrend mehr als sprachlos: In Beverly Hills legen sich Frauen freiwillig unters Messer, um ihre Füße in besonders extravagante High Heels zu zwängen.

Passende Designfüße für Designerschuhe

Nach Gesicht, Dekolletee und Gesäß hat die plastische Chirurgie mit dem Trend zum Designfuß ein völlig neues Betätigungsfeld für sich entdeckt. Modemacher wie Christian Louboutin, Manolo Blahnik oder Jimmy Choo machen es möglich, rücken sie den weiblichen Fuß deutlich stärker in das Blickfeld als es lange Zeit der Fall war. Doch je höher der Absatz und je spitzer der Leisten, umso obskurer werden auch die Ansprüche an die eigenen Füsse.

Perfect Ten, Model T & Cinderella – Wenn Zehen unters Messer kommen

Fuss-OP

Laut einem Bericht der New York Times greifen immer mehr US-amerikanische Damen bei schmerzenden Füßen nicht etwa zu bequemerem Schuhwerk. Stattdessen präsentieren sie ihre favorisierte Schuhform dem plastischen Chirurgen ihres Vertrauens und lassen sich die Füße kurzerhand angleichen. Mittlerweile führte Angebot und Nachfrage dieser bizarren Schönheitsoperationen in den USA zu einem grotesken Repertoire an plastischen Eingriffen namens »Cinderella« oder auch »Perfect 10«.Doch die vermeintlich märchenhaften Namen trügen, sind sie doch Namenspatron von nicht geringfügigen chirurgischen Eingriffen. So verbirgt sich hinter der Cinderella-OP die Korrektur des Hallux valgus’, bei dem der Großzehenballen mithilfe von Schrauben in die gewünschte Form manövriert wird. Entscheidet man sich für »Perfect 10«, kürzt der Chirurg die Zehen um einzelne Glieder, während mit »Model T« auch einer Zehenverlängerung nichts mehr im Wege steht. Allen Damenfüssen, die nach mehrjährigem High Heel-Martyrium wortwörtlich platt gelaufen sind, verspricht eine Fettimplantation neue Fülle. Es scheint beinahe so, als fände sich selbst für den noch so skurrilsten Schuh auch der perfekt modellierte Fuss.

Der Eingriff

«Die Zehen lassen sich mittels Entfernung eines Knochenstückes aus dem Zehengrundglied verkürzen oder mithilfe eines Knochentransplantates, das beispielsweise aus dem Becken entnommen wird, verlängern», so der Wiener Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Veith Moser. Für bis zu anderthalb Schuhgrössen (maximal ein Zentimeter) mehr oder weniger sei das Zersägen oder Brechen des Knochens nötig. Seine Kollegin, Fachärztin Shirin Milani-Helletzgruber, ergänzt: «Wer sich die Zehen verschmälern lassen möchte, kann entweder eine Gewebe- oder eine Knochenteilentfernung vornehmen lassen». Kurzum die Knochen werden zersägt und wieder zusammengefügt. Nach der Operation muss die Patientin für etwa vier Wochen einen Verbandschuh mit fester Sohle tragen und sich wochenlanger Krankengymnastik unterziehen Diese Schönheitsoperation ist meiner Meinung nach nicht nur bedenklich, sondern auch gefährlich. Gruselig…..

Was ist ein «Loub Job» oder eine High Heel-Therapie?

Weniger Invasiv, aber dennoch skurril genug ist der sogenannte « Loub Job». Dieser ist eine Ableitung des Begriffes «Boob Job» (Brustvergrösserung) und ist benannt nach Christian Louboutin, dem Designer der superteuren und begehrten High Heels mit der roten Sohle. Bei dieser «Fuß-Verbesserung» wird Collagen oder auch Eigenfett in die Unterseite der Zehen und des Ballens gespritzt, damit man in sehr hohen Schuhen wie auf einem Polster, also schmerzfrei, gehen kann.

Sich Botox unter die Fußsohle spritzen zu lassen ist ein Trend, der ausgehend von den USA nun auch nach Europa kommt. Steht ein Party-Marathon an, unterziehen sich Promis gerne vorher einer «High Heel-Therapie.» Durch Injektion des Wirkstoffes Botulinumtoxin wird die Muskulatur gelähmt, indem die Nervenimpulse blockiert werden und sich die Muskulatur nicht mehr anspannen kann. «Das führt dazu, dass man an den Füssen keine Schmerzen mehr hat», erklärt Ästhetik-Spezialist Dr. Afschin Fatemi.

Risiken

Die Risiken umfassen Wundheilungsstörungen, Knochenentzündungen oder Taubheit der Zehen. Wenn man bedenkt, dass es Wochen bis Monate dauern kann, ehe ein operierter Fuss wieder voll leistungsfähig und belastbar ist, fällt die Vorstellung schwer, dass Frauen sich einen solchen Eingriff freiwillig antun. Auch die weniger invasive Behandlung beinhaltet Risiken, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nach Angaben des Fussspezialisten Akbal Randhawa könnten sich fasrige Knötchen bilden. Auch die Gefahr einer Infektion würde immer bestehen. «Im schlimmsten Fall kann sie sich auf die Lymphknoten ausbreiten und eine Amputation erfordern», erklärt Akbal Randhawa der Zeitung Daily Mail.

Was sich in den USA laut Medienberichten längst zum Geschäft entwickelt hat, ist in Europa bisher nur vereinzelt angekommen. Hierzulande lassen Menschen meist aus medizinischen Gründen Eingriffe am Fuss vornehmen. Mathieu Assal, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie und Medizin des Fusses (SFAS), erläutert: «An uns wenden sich in erster Linie Patienten, die mit einer funktionellen Beeinträchtigung konfrontiert sind. Rein ästhetische Fragestellungen erreichen uns bisher selten. Fusseingriffe sind so komplex, dass wir von ausschliesslich ästhetisch motivierten Operationen eher abraten. Und viele Menschen haben selbst nach medizinischen Eingriffen langfristig Probleme mit ihren Füssen, ohne dass der Chirurg etwas dafür kann.

Fazit

Unsere Füsse sind ein sensibles Wunderwerk und nicht jede Frau hat sogenannte «schöne Füsse». Die Damen, die damit von Natur aus gesegnet sind, können sich glücklich schätzen. Die Damen, deren Füsse durch einen Halux oder Hammerzehen nicht dem Designerfuss des Mainstreams entsprechen, brauchen sich nicht davon beeindrucken zu lassen. Auf die Gesundheit unserer Füsse kommt es an, denn sie tragen uns ein Leben lang und deshalb sollten wir sie gut behandeln. Und wenn man für einen Anlass die Louboutins, Jimmy Choos, Manolo Blahniks oder irgendwelche no name High Heels aus dem Schuhregal nimmt und diese ausführt, dann steckt man am besten ein Paar Ersatz-Ballerinas in die Handtasche. Ganz ehrlich, eine Nacht in High Heels durchzutanzen ist die Hölle. Mein Rat dazu: Tanzen und laufen Sie barfuss. Das entspannt, fördert die natürliche Abrollbewegung des Fusses, trainiert die Fussmuskulatur und sieht dazu noch sexy aus.

Bis nächste Woche

Christine Scheib

Quellenangaben:

https://www.shoepassion.de/.../cinderella-wahn-designerfuss

https://www.bunte.de/.../beauty-trend-schmerzhafter-hype...

https://www.aargauerzeitung.ch/.../cinderella-eingriff...

https://www.woman.at/a/beauty-trend-cinderella-op

https://www.gala.de/.../trend-aus-hollywood--botox-in-die...

https://diepresse.com/.../Eingriff-gegen-Fussschmerzen...

https://www.thesun.co.uk/.../victoria-beckhams-9in-heels.../

https://www.express.co.uk/.../www.../pin/83598136820612830/

Holger Scheib